Cosimo by Nabb Magdalen

Cosimo by Nabb Magdalen

Autor:Nabb, Magdalen [Nabb, Magdalen]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalliteratur
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-01-12T16:00:00+00:00


[194] 3

Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihm. Laß ihn ruhen in Frieden.«

»Amen.«

Filippo kniete, den Kopf andächtig gesenkt, betete aber nicht. Er preßte die Daumen gegen die Schläfen, hielt den Druck, die Qual und die Stille in seinem Kopf gefangen. Er hatte das Gefühl, tief, ganz tief unter Wasser zu sein. Die Worte des Priesters drangen nur noch gedämpft und wellenartig an sein Ohr, so daß jeglicher Sinn verlorenging. Aber sie hatten einen Sinn, wenn dieser auch nichts mit dem gemein hatte, den der Priester predigte. Da gab es einen winzigen Faden, der unter all den anderen verschlissenen Fäden im alten, vertrauten Muster hell glitzerte. Wenn er ihn doch nur zu fassen bekäme. Er versuchte es jedesmal, wenn er aufblitzte, aber jegliche Anstrengung, die über das Halten seines platzenden Kopfes hinausging, verschlimmerte den Schmerz ins Unerträgliche. Und doch, wie konnte er sich diesem Schmerz, solch trivialem Schmerz verschließen, so heftig er auch war, angesichts eines Kindes in einem mit weißen Tüchern bedeckten Sarg, auf dessen Stirn die Naht des Leichenbeschauers prangte, der den aufgeplatzten Schädel notdürftig zusammengeflickt hatte, von den übrigen Nähten ganz zu schweigen. Die Naht mußte [195] mit einem weißen, bestickten Satinband bedeckt werden. Filippo war überzeugt, darunter das Ende eines Fadens entdeckt zu haben. Sie hatten seine Lippen und Wangen zu rot angemalt, aber um dieses Stückchen Faden schimmerte die Haut wächsern, gelblich, als sei der Kopf Knetmasse.

Teddy Braun. Filippo, du mußt …

Mattys Stimme in der vergangenen Nacht, flüsternd, obwohl sonst niemand im Zimmer war. Der Ton klang dringlich, die Augen baten flehentlich um Antwort, aber was wollte sie? Teddy Braun. Teddy Braun. Lange Zeit konnten sie ihn einfach nicht finden. Doch Filippo hatte nicht aufgegeben, hatte sogar den Staatsanwalt angerufen und schließlich, auf den Fotos, die sie vom Tatort gemacht hatten, sahen sie ihn draußen auf dem Flur liegen, mit dem Gesicht nach unten, neben dem Aufzug.

Cosimo hätte ihn niemals dort draußen liegenlassen. Wer immer ihn angegriffen hat, muß es dort draußen auf dem Flur getan haben …

Matty hatte ihn nur schweigend angestarrt, dann den Blick von ihm abgewandt.

So viele Menschen sind dort hinein- und wieder hinausgegangen, die Sanitäter, du …

Sie legten den schmuddeligen Bären neben den weißgekleideten Leichnam, der wie eine Puppe anmutete zwischen den Würzkräutern und dem Winterjasmin, die Amadeo mitgebracht hatte. Matty hatte lange dagestanden und auf den offenen Sarg hinabgeschaut. Filippo hatte gesehen, wie sie mit einem Finger sanft über den zerschlissenen, zusammengeflickten Kopf des Teddys gefahren war, dann die Augen wieder gehoben und den Blick auf ihn geheftet hatte. [196] Sie wirkte zögerlich, beinahe ängstlich. Gab sie ihm – wie er sich selbst – die Schuld an allem, weil er nicht dagewesen war, um Cosimo zu retten? Sie erwähnte das Thema mit keinem Wort, erzählte ihm statt dessen, wie schrecklich Cosimo damals geweint hatte, als bei Teddy Braun irgendwie die Nähte geplatzt waren und die Füllung auf Angelos Bett verstreut gelegen hatte.

Armes, kleines Häschen. Ach, mein armes, kleines Häschen, wie hast du geweint …

Ihre Tränen



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